Als OpenStreetMap gegründet wurde, hat man sich ohne lange nachzudenken für die „CC-BY-SA“ -Lizenz entschieden. Das war, so dachte man, etwa das gleiche wie die GPL für Software, schon recht weit verbreitet, gut angenommen - eine Wahl, mit der man „nichts falsch machen“ konnte.
Leider weit gefehlt, wie wir heute wissen, denn die CC-BY-SA ist für kreative Werke gedacht und nicht für Sammlungen von Fakten. In vielen Ländern der Erde schützt diese Lizenz unsere Daten überhaupt nicht. Hinzu kommt, dass wir selbst (aus praktischen Gründen) schon vom ersten Tag unsere eigene Lizenz missachtet haben, denn eigentlich schreibt sie vor, bei jeder Veröffentlichung die Liste aller Autoren mit anzugeben. Was das bei einer Deutschlandkarte aus OSM bedeutet, kann man sich leicht ausmalen.
Selbst die Creative Commons-Organisation, die die CC-BY-SA entwickelt hat, rät ausdrücklich davon ab, die CC-Lizenzen für Datenbanken zu benutzen. (Sie empfiehlt stattdessen, Datenbanken unter eine dem „Public Domain“ vergleichbare Lizenz zu stellen, die fast keine Bedingungen an die Nutzung stellt - aber das kommt für viele Mapper bei OpenStreetMap nicht in Frage; OpenStreetMap soll weiter ein „Share Alike“-Projekt bleiben, bei dem jemand, der sich an den Daten bedient, seine Verbesserungen weiterhin unter eine freie Lizenz stellen muss.)
Nach dreijähriger Beratung in der OpenStreetMap Fondation, in der Lizenz-Arbeitsgruppe der Foundation (LWG), mit den Verfassern der ODbL (der Open Knowledge Foundation) und auch mit Juristen aus England und den USA haben wir uns dafür entschieden, OpenStreetMap künftig unter der „Open Database License“ (ODbL) weiter zu betreiben.
Selbst wenn, wie uns Juristen versichern, die aktuelle OSM-Datenbank in einigen Ländern praktisch ungeschützt ist, respektieren wir trotzdem, was wir immer vertreten haben, nämlich dass jeder einzelne Mapper der Eigentümer dessen ist, was er beigetragen hat. Wir werden also in aller Regel keine Daten unter die neue Lizenz stellen, wenn der Mapper, der sie eingetragen hat, nicht zustimmt. Deshalb sind wir darauf angewiesen, dass so viele Mapper wie möglich ihre Daten unter die neue Lizenz stellen - sonst werden diese Daten dem Projekt verlorengehen und müssen neu erfasst werden.
Daher unsere Bitte: Nachdem Du diese Seite gelesen hast, logge Dich in Deinem OSM-Account ein und stimme den neuen „Contributor Terms“ auf Deiner Einstellungs-Seite zu. Dadurch wissen wir sofort, dass Deine Daten „sicher“ sind und dem Projekt auch in Zukunft erhalten bleiben. Hier ist der direkte Link. Wir werden beizeiten auch alle Mapper, die noch nicht zugestimmt haben, direkt anschreiben.
Die neue Lizenz besteht aus zwei Teilen, zum einen den sogenannten „Contributor Terms“ ("Bestimmungen für Mitwirkende" - hier eine deutsche Übersetzung) und zum anderen der eigentlichen Lizenz (der Open Database License (ODbL), hier eine deutsche Übersetzung). Streng genommen stimmst Du nur den „Contributor Terms“ zu und gestattest damit wiederum der OSM Foundation, die Daten unter der ODbL zu veröffentlichen.
Eine Einstiegsseite zum Thema mit weiteren Informationen im OSM-Wiki findest Du hier.
Die neue Lizenz und die Contributor Terms sind sorgfältig und langwierig entstanden, und nach unserer Ansicht sind sie genau das richtige für OSM. Es besteht für uns kein Zweifel daran, dass die alte Lizenz nicht behalten werden kann - sie ermöglicht einerseits zu viel Missbrauch und legt andererseits rechtschaffenen Benutzern zu viele Steine und Unsicherheiten in den Weg. Die neue Open Database License ist nach übereinstimmender Meinung vieler Juristen (darunter auch solche in Italien, Deutschland und Frankreich) die derzeit beste „share-alike“-Lizenz für Datenbanken.
Dennoch gibt es Kritik an der neuen Lizenz. Wer tiefer in das Thema einsteigen will, findet auf der zitierten Wiki-Einstieggseite Links dazu, oder auch im deutschen OpenStreetMap-Forum oder der Mailingliste. Am häufigsten sind die folgenden drei Kritikpunkte:
„Man hätte gleich eine Public Domain-Lizenz nehmen sollen. Das ist für alle am einfachsten.“ - Dieser Einwand ist richtig, aber die OSM Foundation geht davon aus, dass es in OSM keine Mehrheit dafür gibt. Bei einem Wechsel zu einer PD-Lizenz würden zu viele Mapper abspringen, und wir würden ihren Beitrag verlieren. Es gibt allerdings bei der Zustimmung zu den „Contributor Terms“ die Möglichkeit, mit einem zusätzlichen Häckchen zu sagen, dass man selbst seine Beiträge unter PD stellt bzw. eben keine urheberrechtlichen Ansprüche stellt. Damit ändert sich zwar nicht die Lizenz am Gesamtprojekt, aber dem Einzelnen wird Gelegenheit gegeben, seiner Überzeugung Ausdruck zu verleihen.
„Die Contributor Terms können benutzt werden, um die Lizenz später zu ändern, ohne uns alle erneut zu fragen.“ - Es ist richtig, dass die Contributor Terms einen Absatz enthalten, der besagt, dass die OSMF OpenStreetMap nicht nur unter die CC-BY-SA (die jetzige Lizenz) oder ODbL (die künftige Lizenz) stellen darf, sondern auch unter eine beliebige andere Lizenz, solange diese die folgenden Anforderungen erfüllt: Sie muss „free and open“ (frei und offen) sein, und sie muss von zwei Dritteln der aktiven Mapper akzeptiert werden. Das ist eine sehr hohe Hürde, aber es stimmt, dass bei einem solchen Wechsel in Zukunft nicht mehr, wie jetzt, jeder einzelne Mapper ja sagen muss - es reichen zwei Drittel der Aktiven. Diese Regel wurde in die Contributor Terms eingebaut, weil keiner von uns weiss, was die Zukunft bringt - ob sich die ODbL eventuell doch als mangelhaft herausstellt, oder ob sie vielleicht in 10 Jahren angesichts einer geänderten Welt gar nicht mehr zeitgemäß ist. Da aber die Teilnehmer einer natürlichen Fluktuation unterliegen - sie verlieren das Interesse an OSM, klinken sich ganz aus dem Netz aus, oder sind sonstwie nicht mehr erreichbar - würde jeder künftige Lizenzwechsel zu einem immer größeren Problem, bei dem man immer mehr Leute nicht mehr erreicht und ihre Daten entfernen müsste. Das wollen wir vermeiden. Und angesichts der Tatsache, dass wir in 10 Jahren sicherlich 10-, 20- oder hundertmal so viele Mapper haben werden wie heute, erscheint es uns nicht nur unvernünftig, sondern auch moralisch nicht richtig, eine Lizenz auf ewig festschreiben zu wollen.
„Die ODbL ist keine Share-Alike-Lizenz, denn sie erlaubt es, aus OSM-Daten nicht-freie Werke herzustellen.“ - Tatsächlich enthält die ODbL einen Passus über sogenannte „Produced Works“ und erlaubt eine beliebige Lizensierung für diese. Ein „Produced Work“ ist alles, was man aus OSM herstellt und was keine Datenbank ist - zum Beispiel eine Papierkarte. Während die aktuelle CC-BY-SA-Lizenz fordert, dass jedwedes Produkt aus OSM wieder unter der CC-BY-SA stehen muss, können künftig solche Produkte, die keine Datenbanken sind, wie zum Beispiel eine gedruckte Karte, beliebig (mit Quellenangabe) lizensiert werden - entweder großzügiger (z.B. unter CC-BY - „jeder darf hiermit alles machen, solang er nur die Quelle angibt“) oder auch mit stärkeren Einschränkungen (z.B. CC-BY-SA-NC - „nur für den nichtkommerziellen Gebrauch“ oder auch „nur für akademische Nutzung“ oder „Copyright Firma X, Nutzung nur mit Genehmigung“). Umgekehrt fordert die ODbL ein uneingeschränktes Share-Alike für Datenbanken, d.h. jede Datenbank, die aus OSM erzeugt wird, muss wieder unter der ODbL weitergegeben werden, auch dann - und da sind die Anforderungen der ODbL härter als die der CC-BY-SA - wenn man diese Datenbank nur zur Herstellung eines Produkts verwendet. Wer also die OSM-Daten nimmt, die Datenbank durch Hinzumischen anderer Daten verbessert und dann eine Papierkarte druckt, der darf auf seine Papierkarte zwar sein Copyright draufschreiben, aber die verbesserte Datenbank muss freigegeben werden. Die ODbL ist somit keine stärkere oder schwächere Share-Alike-Lizenz als die CC-BY-SA, sondern sie setzt ihre Schwerpunkte anders - sie ist grosszügiger bei den „Produced Works“ (und erlaubt dadurch erstmalig auch die Herstellung abgeleiteter Produkte aus OSM und beispielsweise einer Quelle mit „noncommercial“-Daten), und sie ist strenger bei dem, worauf es OpenStreetMap ankommt: bei den Daten.
Wir würden uns freuen, wen so viele Mapper wie möglich schon jetzt ihre Zustimmung zum Lizenzwechsel bekunden. Es gibt allerdings eine Situation, in der Du von einer solchen Zustimmung absehen solltest, und zwar dann, wenn Du Daten aus einer fremden Quelle importiert hast, die an eine bestimmte Lizenz geknüpft war (z.B. wenn Du Daten unter der CC-BY-SA-Lizenz importiert hast). In diesem Fall bist Du ja nicht der Rechteinhaber und nicht autorisiert, einem Lizenzwechsel für diese Daten zuzustimmen. Hier musst Du, oder müssen wir, mit dem Rechteinhaber reden und fragen, ob eine Weiternutzung unter den Contributor Terms (inklusive einem möglichen späteren Lizenzwechsel zu einer anderen „free and open“-Lizenz) ok ist oder nicht.
Erstmal passiert eine Weile lang nichts. Das Projekt bleibt weiter unter der alten Lizenz, und jeder hat die Möglichkeit, den Contributor Terms zuzustimmen. Zu einem späteren Zeitpunkt werden alle, die noch nicht zugestimmt haben, persönlich angeschrieben. Noch später wird die Datenbank so umgestellt, dass nur noch Leute, die bereits zugestimmt haben, weiter editieren können. Und dann kommt irgendwann der Punkt, an dem die Datenbank tatsächlich umgestellt wird. Dann wird nochmal ein Planet File mit allen Daten unter der alten Lizenz veröffentlicht, und danach ist dann alles unter neuen Lizenz. Daten von Mappern, die bis dahin nicht zugestimmt haben, werden im alten Datensatz unter der alten Lizenz noch enthalten sein, können dann aber nicht mehr über die normale Live-Datenbank abgerufen oder verändert werden.
All das wird noch eine ganze Weile dauern, und über die einzelnen Schritte wird in der Mailingliste und im Forum informiert werden. Die wichtigste Mailingliste in Lizenzwechselfragen ist die englischsprachige „legal-talk“-Liste, dort werden alle wichtigen Fragen die Lizenz betreffend diskutiert.